Was ist Totholz? – Eine Wanderung.
Du gehst hinein – immer weiter den Weg entlang. Irgendetwas ist komisch, denkst du. Aber du weißt nicht, was es ist.
Der Weg ist immer weniger zu erkennen. Alte Blätter und Äste von Bäumen liegen darauf. Ist das überhaupt noch ein Weg, den du gehst? Vor dir liegt ein Baumstamm, du kletterst hinüber. Sogar ganze Bäume liegen da. Bäume lehnen an anderen Bäumen. Jetzt weißt du, was komisch ist:
Sie stehen und liegen überall – alte und abgestorbene Bäume und Baumstämme. Irgendwann sind sie mal um- oder heruntergefallen. Du weißt noch nicht so genau, ist das schön, oder nicht? Sollte hier nicht mal aufgeräumt werden? Willkommen im Totholzwald! Aber was ist ein Totholzwald?
Was ist Totholz? Wie entsteht Totholz?
Totholz ist ganz einfach Holz, das nicht mehr lebt: Bäume, die umgefallen sind. Äste, die abgebrochen sind. Bäume und Baumstümpfe, die tot sind. Totholz entsteht, wo Stürme Äste abreißen und Bäume umkippen.
Es wird unterschieden zwischen stehendem und liegendem Totholz. Was ist stehendes Totholz? Die Bäume, die nicht mehr leben aber noch stehen. Sie bestehen nur noch aus ihrem Stamm und ein paar kahlen Ästen. Aber sie stehen noch, sie sind noch nicht umgefallen. Ihre Wurzeln halten sie noch aufrecht. Und was ist liegendes Totholz? Genau, alles was heruntergefallen ist. Alles was umgefallen ist. Jetzt liegt es kreuz und quer auf dem Boden.
Du gehst weiter. An dem nächsten Baumstamm bleibst du stehen. Du balancierst auf ihm. Du guckst ihn dir genauer an. Er ist mit Moos bewachsen und mit Pilzen. Ameisen laufen darauf entlang. Eine hinter der anderen, eine richtige Ameisenstraße. So richtig tot scheint das Totholz ja nicht zu sein.
Warum brauchen wir Totholz?
Also, warum brauchen wir dieses alte Holz? Warum räumen wir es nicht einfach weg? Totes Holz gibt Pflanzen Nahrung und Tieren Schutz. Viele Pflanzen gäbe es nicht: Moos und Pilze wachsen darauf. Ohne Totholz gäbe es viele Insekten und Käfer nicht. Doch davon leben wieder andere Tiere.
Ohne Totholz hat mancher Siebenschläfer oder manche Fledermaus keine Höhle. Sie nutzen die Löcher von Spechten für ihr Zuhause.
Wir brauchen es, damit möglichst viele unterschiedliche Tiere und Pflanzen im Wald leben. Dadurch kann nicht eine Tier- oder Pflanzenart zu groß werden und den Wald kaputt machen. Schließlich liefert unser Wald, das was uns am Leben hält: Den Sauerstoff, den wir atmen.
Alle diese Tiere und Pflanzen räumen zusammen selber den Wald auf. Insekten und kleinste Tiere zersetzen tote Pflanzen und Tiere – aber auch viele unserer Abfälle. Das heißt, sie machen sie kaputt und wieder zu Erde.
Außerdem schützt Totholz vor herunterkullernden Steinen und Lawinen. Liegen Baumstämme quer, versperren sie den Weg.
Gibt es Gefahren im Totholzwald?
Ja! Da kaputte Bäume nicht gefällt werden, kann plötzlich ein Baum umfallen. Abgestorbene Äste können ohne Vorwarnung herunterfallen – auch wenn es nicht windig ist.
Für Leute, die im Wald arbeiten, ist das eine Gefahr. Auch Wanderer und Radfahrer können von Ästen getroffen werden, die herunterfallen. Vor allem bei Wind und Sturm macht man besser einen großen Bogen um einen Totholzwald.
Herumliegendes Holz kann auch Waldarbeiten stören. Und trockenes altes Holz erhöht die Waldbrandgefahr.
Wieviel Totholz brauchen wir dann?
Es muss nicht alles totes Holz liegen gelassen werden. Es birgt ja auch Gefahren. Holz brennt gut. Mit Holz kann man gut bauen. Wir dürfen das Holz nutzen, das wir haben.
Für die Pflanzen, die Tiere und unsere Luft ist es sinnvoll, dass es zwischen Gebieten mit wenig Totholz immer wieder Gebiete mit viel Totholz gibt.
Wo gibt es Totholz?
Totholz gibt es natürlich im Wald. Aber auch in unseren Gärten und in der freien Natur dürfen auch mal Äste liegen bleiben, die abgebrochen sind. Hier ein Beispiel eines Gartens mit ganz viel Totholz:
Du gehst kreuz und quer durch den Wald. Die Unordnung stört dich nicht mehr. Nein, du findest es toll, dass du nicht auf einem Weg bleiben musst. Denn es gibt keinen richtigen Weg mehr. Du darfst laufen, wo du möchtest. Du kletterst über Baumstämme, du balancierst auf ihnen. Du machst Pause. Du setzt dich auf einem Baumstumpf.
Du guckst nach oben: Kann da etwas auf deinen Kopf fallen? Du holst dein Taschenmesser aus dem Rucksack. Du nimmst einen Stock und schnitzt. Du siehst die Ameisen, Käfer und Spinnen. Sie krabbeln umher, scheinen sich nicht zu stören.
Was ist Totholz? Altes abgestorbenes Holz, dass trotz aller Gefahr Leben gibt. Nicht nur den Pflanzen und Tieren, sondern auch dir.
Vielen Dank an NaBu, Totholz.ch und Waldwissen.net, die mir für den Beitrag mit ihrem Wissen beiseite standen. Danke an den Totholzwald im Kottenforst bei Alfter für mein eigenes Totholz-Erlebnis.
Schreibe mir: Wo hast du schon mal Totholz entdeckt? Was ist Totholz für dich?