Kampenwand ohne Kreuz mit Kind
Steil fällt der Berghang hinab! Deine Kinder gehen vor dir – ohne Angst, Du hast Angst: „Wenn jetzt einer stolpert…“, denkst du. Vertrauen! Es ist nötig, deinen Kindern zu vertrauen. Ihnen zuzutrauen, dass sie es können. Eine Herausforderung heute beim Wandern an der Kampenwand. Zwei Routen hast du dir herausgesucht und kindgerecht zusammengebastelt: Wandern und Kraxeln mit Ausblick, deine Mission heute mit deiner Familie.
Mit der Seilbahn von Aschau zum Wandern an der Kampenwand
Die Fahrkarten sind gekauft. Du trittst in eine kleine Halle, eine Metallabsperrung weist dir den Weg. Seitlich kommt eine rote Gondel auf dich zu, kurz vor dir fährt sie einen Bogen und wendet sich dem Ausgang zu. Sie bleibt stehen, ein Einweiser öffnet die Tür der Kabine, bittet euch einzusteigen. Vier Leute haben darin Platz, genau passend für euch.
Über Wiesen…
Die Gondeltür verschließt. Es klackt und brummt, mit einem Ruck beschleunigt die Seilbahn. Dein Magen meldet ein flaues Gefühl… ein Flachlandhesse wie du, ist so etwas einfach nicht gewöhnt. Während der zweieinhalb Kilometer Fahrt drücken deine Kinder sich die Nase am Fenster platt. Ihr fliegt über grüne Wiesen: „Guck mal da unten die Hunde…“ „Nee, das sind Kühe!“
Durch das Rückfenster der Gondel siehst du auf einem Hügel das Schloss Hohenaschau über der Stadt thronen.
…und an Felsen vorbei…
Seitlich ziehen bizarre Felsformationen vorbei. Nach fünfzehn Minuten erreicht ihr die Bergstation, erneut steht ein Mann bereit: Er öffnet die Tür der Seilbahnkabine. Ihr steigt hinaus, schaut der Gondel nach, die eine Kurve fährt und den Rückweg in das Tal antritt. Bis zu dreihundert Personen kann die Kampenwandbahn im Hochbetrieb pro Stunde transportieren. Das erste Highlight der Tour habt ihr hinter euch. Du trittst aus dem Gebäude heraus, sogleich wird der Blick frei auf die „Sonnenalm“. Und hinter ihr erhebt sich ein längliches Felsmassiv: Jetzt kann sie losgehen deine Wanderung an der Kampenwand!
…zum Hahnenkamm
Die Kampenwand ist ein dreizackiger Felsen, dessen Form an einen Hahnenkamm erinnert und ihm seinen Namen gibt. Berühmt ist er allerdings nicht wegen seiner Form, sondern weil er schon von Weitem aus dem Tal zu sehen ist – selbst von den Inseln auf dem Chiemsee.
Panoramaweg von der „Sonnenalm“ zur „Steinlingalm“, erste Etappe
Von der Bergbahnstation marschiert ihr als erstes Richtung „Sonnenalm“. Auf einer Wiese an einem Hang links vom Weg, siehst du wie Paraglider ihre Ausrüstung bereitlegen. Nicht nur sie nutzen das Gebiet an und um der Kampenwand für ihren Sport. Auch bei Kletterern und Mountenbikern ist die Gegend beliebt.
Zunächst wirst du allerdings statt Sportlern viele Touristen sehen: Der erste Teil deiner Wanderung führt dich auf einem gut ausgebauten Panoramaweg am Berghang entlang von der Sonnenalm bis zur Steinlingalm. Ohne große Steigung, mit zweit bewirteten Hütten und einer tollen Aussicht auf den Chiemgau und den Chiemsee ist dieser Weg für jedermann geeignet und bei jedermann beliebt. Ein Kreuz auf der Hälfte des Weges lädt dich zu einem Fotostopp ein.
Bald ist die Steinlingalm erreicht. Doch nicht das Essen zieht deine Kinder an sondern ein paar Felsbrocken, die neben der Hütte in den Himmel ragen. Bevor du dich versiehst, sind die Kurzen in ihrem Element: Kletter- und Trinkpause bevor ihr zum Ostgrat der Kampenwand aufbrecht.
Von der Steinling Alm über den Ostgrat, zweite Etappe
Jetzt geht es noch einmal kurz dem Touristenstrom hinterher. Diesmal in Richtung „Hochplateau“ der Kampenwand. Ihr überquert eine Wiese und ein paar Geröllstufen. Bald sollte links ein Pfad abzweigen, du musst genau aufpassen, damit du die Markierung nicht übersiehst. Sie ist rot weiß rot längsgestreift. Und schon hast du ihn gefunden, den unscheinbaren Stein mit der Markierung. Schmal ist dieser Weg. Zwischen Büschen und kleinen Bergkiefern zwängt ihr euch entlang. Watet durch die noch matschige Erde von den letzten Regentagen.
Am Hang entlang…
Der Pfad öffnet sich: Plötzlich gelangst du an einem Berghang mit einer tollen Aussicht auf den Chiemgau mit dem Chiemsee.Steil geht es links neben euch bergab. „Jetzt bloß kein Blödsinn!“, denkst du. Deine Kinder interessiert das wenig, sie wollen weiter. Sie laufen vor dir – ohne Angst. Du hast Angst: „Wenn jetzt einer stolpert…“, denkst du. Keine fünfzig Meter weiter geht es wieder zwischen Felsen und Bergkiefern nach oben.
…über Stein und Fels
Stufen und Steine sind zu überwinden. Ihr kraxelt weiter hinauf, und dann habt ihr es geschafft: Ihr steht auf dem Ostgrat. Einer Felsscharte. Rechts und links von dir ragen Felsen empor. Manche scheinen so wackelig, dass du sie nicht antippen möchtest, aus Angst, sie könnten hinunter kullern. Vor dir liegt der Süden der Kampenwand, hinter dir der Norden mit dem Chiemgau.
Viel Platz für eure Pause ist nicht dort oben. Aber das macht nichts, ihr seid alleine, während sich beim Kreuz auf dem Ostgipfel die Touristen stapeln.
…einmal die Kante überquert.
Ein Metallseil hilft beim Abstieg auf der anderen Seite. Ein Stück fehlt am Ende. Eine letzte Kraxelpartie und ihr befindet euch auf einem „richtigen“, „ausgebauten“ Wanderweg wieder. Hier ist wieder mehr Verkehr. Die nächsten Wanderer warten schon auf euch, um mit dem Aufstieg zum Grat zu beginnen. Ihr habt es schon erreicht, das Ziel der zweiten Etappe beim heutigen Wandern an der Kampenwand.
Im Osten um die Kampenwand herum, dritte Etappe
Du kannst wählen: Den Weg nach rechts weiter an der Südseite der Kampenwand entlang laufen, um weitere schöne Fotos zu machen, oder nach links abbiegen und die Kampenwand im Osten umrunden. Du weißt, um vom Süden her auf den Ostgipfel, auf dem das Kreuz steht, über einen Klettersteig hinaufzusteigen, braucht es viel Wandererfahrung. Für heute hast du dich deshalb für den Weg um die Kampenwand im Osten zurück zur Steinlingalm entschieden.
Am Wasser vorbei…
Kaum diesen Kurs eingeschlagen, fällt dein Blick auf ein Wiese mit einer Tränke: Spaßpause für die Kinder, Zwangspause für die Eltern!
Irgendwann marschiert ihr weiter. Du folgst mit deiner Familie einem Bachlauf. Immer wieder müsst ihr das Bächlein überqueren, springt von einem Stein zum anderen. Rechts und links vom Weg begegnen euch erneut Büsche und Bergkiefern.
…über Stufen hinab…
Der Weg wird schmaler, geht abwärts. Ihr steigt und klettert Stufen hinab. Dein Blick wandert immer wieder ins Tal und auf die umliegenden Bergspitzen. Ein paar Wanderer mit Hund begegnen euch, die Masse ist auch hier nicht anzutreffen.
…durch Geröll zur Alm.
Unerwartet ändert sich das Bild des Wanderweges: Ihr steht vor einem Hügel mit Steinen und mit Gras bewachsen. Zwischen Geröll sucht ihr euch euren Pfad. Rechts entdeckst du grüne Almen. Vor dir wirst du bald die Kapelle der Steinlingalm erkennen. Dort auf der Wiese sitzen und liegen Wanderer und Mountainbiker. Sie ruhen sich aus, sonnen sich.
Mit jedem Schritt, den du jetzt der Steinlingalm näher kommst, wird die Menschenmasse größer. Die Alm ist voll besetzt. Du lässt dich mit deiner Familie im Gras nieder, packst die restlichen Picknick-Utensilien aus: Kleine Pause in der Sonne bevor es über den Panoramaweg zurück zur Seilbahn geht. Auf Klettern hat jetzt keiner mehr Lust. Mission erfüllt: Kraxeln mit Ausblick! Wandern an der Kampenwand geht auch ohne Unmengen von Menschen.
Links:
Offizielle Seite der Kampenwandbahn und Sonnenalm
Wegbeschreibung Kampenwand Ostgrat
Wegbeschreibung Kampenwand Umschreitung
Hier die Daten zum Mitschreiben:
Wanderung an der Kampenwand mit Kindern über den Ostgrat
Alter: Je nach Kletter- und Trittsicherheit ab 5 Jahren, Panoramaweg kinderwagengerecht
Route:
- Auffahrt mit der Kampenwandbahn von Aschau
- Panoramaweg von der Bergbahnbergstation zur Steinlingalm (immer der Masse nach)
- Von der Steinling Alm über den Ostgrad über einen einfachen Klettersteig: erst Hauptweg Richtung Hochplateau, dann links abbiegen auf Pfad mit Kennzeichnung rot weiß rot längsgestreift
- Ostumrundung zur Steinling Alm: Nach Abstieg vom Klettersteig links auf Wanderweg um die Kampenwand herum zur Steinlingalm
- Auf dem Panoramaweg zurück zur Seilbahn
- Abfahrt mit der Kampenwandbahn nach Aschau
Länge: geschätzt 6-7 km
Welches ist dein Lieblingsweg an der Kampenwand? Schreib mir.
Inspirierend und die Atmosphäre toll mit den Bildern eingefangen. Danke für den Tipp!