Kasbachtal mit Zug und Fuß – Wandern mit Kindern
Ein Zug, ein Wald, ein Bach – das Kasbachtal! Grenze zwischen Siebengebirge und Westerwald. Ein schöner Ort zum Wandern – auch mit Kindern.
Abfahrt Linz am Rhein
Bahnhof Linz am Rhein. Eine Stufe, noch eine Stufe, drei Kinder, ein Kinderwagen – langsam erreicht ihr den Bahnsteig. Dort steht er schon bereit, der „rote Brummer“. Ein Triebwagen aus den Fünfzigern, der dich mit deiner Familie nach Kalenborn bringt. Heute geht ihr wandern mit Kindern durch das Kasbachtal.
Der Zug ist fast leer, das ist nicht immer so. Heute ist es heiß. Wer geht schon freiwillig aus der Tür und zu dem noch wandern? Aber das ist deine Chance: Platz im Zug, ein kühler Wald und eine Erfrischung am Kasbach. Du freust dich, genau das Richtige für heute.
Du kaufst die Fahrkarte im Zug. Die Strecke gehört der privaten Eifelbahn Verkehrsgesellschaft und nicht der Deutschen Bahn. Schon zuckelt der „rote Brummer“ los. Bäume ziehen an dir vorbei und die Häuser des Ortes Kasbach, bevor es tiefer in den Wald geht. Die Fahrt erinnert dich an die Harzer Schmalspurbahn. Kein Wunder, denn mit bis zu 5,7 % Steigung ist diese Strecke eine der steilsten Deutschlands. In den neun Kilometern zwischen Linz am Rhein und Kalenborn überwindet die Bahn 300 Höhenmeter. Nach circa zwanzig Minuten hat sie dich und deine Familie sicher an`s Ziel gebracht.
Kalenborn! Angekommen! Drei Kinder klettern die Treppe des Triebwagens hinunter, den Kinderwagen noch hinaus und los geht`s! Aber wohin? Am Bahnhof siehst du keinen Wegweiser, also erstmal den anderen Wanderern hinterher.
Wandern mit Kindern durch das Kasbachtal – Es geht los!
Ihr verlasst den Bahnhof auf dem Weg parallel zu den Schienen talwärts und kommt an eine Straße. Links geht ihr durch eine Unterführung und überquert eine andere Straße. Da! Was vorher an Wegweisern fehlte, ist hier wett gemacht: „Kasbachtal“, „Wanderweg Kalenborn – Kasbach“ und das weiße R auf gelben Grund als Markierung für den Zubringer zum Rheinsteig. Alle zeigen in die selbe Richtung, alle zeigen dir den Weg durch das Kasbachtal zur Brauerei. Dort werdet ihr wieder in den Zug nach Linz steigen.
Der Wanderweg durchquert ein Firmengelände bevor es in den Wald geht. Die Schienen der Kasbachtalbahn begleiten euch rechter Hand. Du schaust auf die Uhr, wann kommt der nächste Zug? Deinen Fotoapparat hast du immer griffbereit, das wäre ein schönes Motiv: Der „roten Brummer“ bei Fahrt in dieser idyllischen Umgebung. Deine Kinder interessiert das gar nicht. Sie sind beschäftigt mit Stöcken und Steinen. Sechs Kilometer lang ist der Weg zur Brauerei Steffens, beziehungsweise zur „Alten Brauerei“. Es geht stetig bergab. Die Bahnschienen und der Kasbach begleiten euch auf eurer Wanderung mit den Kindern durch das Kasbachtal. Ein kleines Stück steil abwärts und ihr überquert einen Bach auf einer Holzbrücke.
Die ursprüngliche Strecke der Bahn verlief von Kalenborn weiter bis nach Flammersfeld im Westerwald. Mehrere Zahnradbahn-Abschnitte und weitere technische Tricks waren nötig, damit die Lokomotiven in den ersten Jahren die große Steigung bei Auf- und Abfahrt bewältigen konnten. Eröffnet wurde die Strecke im Jahre 1912. So alt erscheint dir auch die Bogenbrücke, über die ihr jetzt die Schienen überquert.
Du schießt ein paar Fotos. Deine Kinder rennen vor. Du hörst verwundertes Rufen, gehst hinterher. Der Weg biegt links ab und plötzlich stehst du in einer Allee aus Buchen. Deine Kinder laufen wie wild durcheinander, du bleibst verwunderst stehen: Die Stämme der Bäume rahmen den Weg, die Krone ist über dir nur zu erahnen. Links die Böschung hinunter siehst du die Bahnschienen, rechts hinter den Baumstämmen eine Lichtung. Ihr macht eine Pause, versucht die Szenerie zu verstehen.
Erholung beim Wandern durch das Kasbachtal
Doch irgendwann muss deine Wanderung weitergehen. Vorbei an Steilhängen, unten fließt ein Bach. Es geht noch einmal kurz steil abwärts, dann steht ihr direkt vor ihm, dem Kasbach. Du ziehst dein Schuhe aus, endlich die ersehnte Erfrischung. Deine Großen schleppen Steine für einen Staudamm, die Kleine planscht mit ihren kleinen Händen im Wasser. Hier könntest Du den Rest des Tages bleiben. Doch ihr müsst irgendwann wieder los, zur letzten Bahn heute willst du an der Brauerei sein. Der Wanderweg von dort nach Linz am Rhein ist weitere fünf Kilometer lang. Er führt über Straßen und Wege ohne Schatten. Nichts für heute!
Ihr macht euch auf. Zu dem Wegweiser „R“ gesellt sich der Wegweiser „Brauerei“. Die orangefarbene Schrift auf Baumstämmen muss man nicht mögen, aber sie gibt Motivation. Du läufst an Basaltbrocken und steilen Felswänden vorbei. Diese sind der Grund, warum die Bahnstrecke Linz am Rhein – Flammersfeld gebaut wurde. Nicht für Wanderer und Touristen. Nein, für Eisenerze und Basalt, das hier auf den Linzer Höhen abgebaut wurde. Die Bahn brachte den Basalt an die Hauptstrecken am Rhein und die Eisenerze unter anderem zu den Eisenhütten in Neuwied.
An einem Picknickplatz fällt dir eine Schautafel auf: „Bienenlehrpfad“. Insgesamt fünf Schautafeln gibt es. Der Imkerverband Linz am Rhein – Unkel hat sie aufgestellt. Sie erklären das Leben der Bienen und warum sie für uns wichtig sind. Leider gehst du den Pfad, von deiner Richtung kommend, von hinten ab. Das hält dich aber nicht davon ab, an ihnen stehen zu bleiben.
Bald gehst du wieder durch eine Unterführung. Der Zivilisation fühlst du dich immer näher. Doch damit wächst die Ungeduld: Die Brauerei, der Biergarten, das Eis… „Wann sind wir endlich da?“
Ihr erreicht eine Kreuzung. Rechts geht es bergauf zur „Alten Brauerei“ – eurem Ziel für heute beim Wandern mit Kindern durch das Kasbachtal. Dort erwarten euch Nostalgie, Biergarten, Essen und Trinken. Erst als die „Kasbachtalbahn“ geboren wurde im Jahr 1999, eröffnete die Bahnhaltestelle neben dem Restaurant.
Nostalgie im Kasbachtal
Im Zweiten Weltkrieg wurde die ursprüngliche Strecke von Linz am Rhein nach Flammersfeld teilweise zerstört und wieder aufgebaut. Seitdem bedienten die Züge immer wieder verschiedene Teilstrecken. Im Jahr 1997 legte die Deutsche Bahn die Strecke still. Ein Jahr später übernahm die Eifelbahn Verkehrsgesellschaft die Bahnstrecke. Sie kaufte Schienenbusse aus den fünfziger Jahren, die für Steilstrecken geeignet sind. Darunter den „roten Brummer“. Sie startete den touristischen Verkehr erst unter dem Namen „Drachenland-Express“, bald aber unter dem heutigen Namen „Kasbachtalbahn“. Jedes Wochenende und an den Feiertagen bringen die Züge Wanderer und Touristen im Stundentakt von Linz nach Kalenborn und zurück. In den Ferien auch mittwochs. Dampflokomotiven werden zu Sonderfahrten eingesetzt.
Hast du im Wald gepicknickt? Du möchtest nicht zur Brauerei? Dann folgst du dem Weg links in den dreihundert Meter entfernten Ort Kasbach. Du gehst die Straße entlang durch das Dorf. An der Hauptverkehrskreuzung verlässt du die Wegweiser und biegst links ab. Du gehst durch die Unterführung der Kasbachtalbahn. Der Weg links hoch führt dich zur Bahnhaltestelle „Kasbach“. Von hier hast du einen wunderbaren Blick auf den alten Viadukt der Bahnstrecke, mit der für die „Kasbachtalbahn“ geworben wird.
Die Geschichte der Kasbachtalbahn auf Wikipedia
Mehr Informationen über die Kasbachtalbahn auf zugtouren.de
Webseite der Brauerei Steffens (Nicht des Restaurants, dafür siehe oben im Test.)
Hier die Daten zum Mitschreiben:
Wandern mit Kindern durch das Kasbachtal
Alter: ab 0 Jahren mit einen geländegängigen(!) Kinderwagen
Route: Zugfahrt ab Bahnhof Linz am Rhein, Bahnsteig 3, Fahrkarten gibt es im Zug, Endstation Kalenborn; Vom Bahnhof Kalenborn den Weg talwärts neben den Schienen folgen, links durch Eisenbahnbrücke, Straße überqueren, auf einem gewerblichen Gelände in den Wald, Wandermarkierung weißes R auf gelben Grund (Rheinsteigzubringer) folgen, später auch Wegweisern Richtung „Brauerei“, Rückfahrt per Bahn von der „Alten Brauerei“ bis nach Linz am Rhein
Länge: 6 km (genug Zeit zum Spielen am Wasser und für die Brauerei einplanen)
Warst du schon mal im Kasbachtal unterwegs? Was war dein Highlight? Schreibe mir:
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