Abenteuer Geocaching – Wandern um des Suchens Willen
Klack … klack, klack… klack! Die Dose öffnet sich. Zwei Paar Kinderaugen starren hinein. Zwei Paar Kinderhände streiten sich um das Vorrecht des Inhalts. Eine Murmel, ein Astronaut und ein Flugdingens aus einem Überraschungsei. Zu Hause völlig uninteressant, doch hier der Hit! Du hast schon oft davon gehört, aber hast es noch nie ausprobiert: Geocaching! Wie funktioniert Geocaching überhaupt?
Wie entstand Geocaching?
Zuhause hattest du eine App auf dein Handy heruntergeladen. Die Entscheidung war nicht ganz leicht, mehrere Apps stehen zur Verfügung. Sie heißen Geocaching®, Looking4Cache oder C:GEO. Einen kleinen Überblick gibt CHIP. Du entscheidest dich für das „Original“: Geocaching® von geocaching.com. „Das Original,“ fragst du? Wie entstand denn Geocaching?
Anfangs wurde das GPS-Signal (Global Positioning System) für zivile Nutzer verfälscht. Am 2.5.2000 wurde diese künstliche Verfälschung abgeschaltet. Nun durfte auch die Öffentlichkeit die Genauigkeit des Systems nutzen. Der Amerikaner Dave Ulmer hatte die Idee, genau diese zu testen. Er vergrub einen „Schatz“: Einen schwarzen Eimer mit Tauschgegenständen, Stift und Logbuch. Die Koordinaten veröffentlichte er in seiner Newsgroup im Internet mit der Regel: „Wer etwas aus dem Versteck nimmt, muss auch wieder etwas hineinlegen“. Die Idee fand großen Anklang: Viele machten sich mit ihrem GPS-Gerät auf den Weg, den Schatz zu suchen. Sie fanden die Idee sogar so gut, dass sie ebenfalls Schätze versteckten und die Koordinaten im Internet veröffentlichten. Nur zwei Monate später im Juli schuf Jeremy Irish die Internetseite „geocaching.com“ und stellte sie im September 2000 mit weltweit 75 Caches online. Heute sind es weitaus mehr und einen möchtest du mit deinen Kindern entdecken.
Ein GPS-IIRM Satellit auf seiner Umlaufbahn um die Erde (by US Government)
Wie funktioniert Geocaching?
Auf deinem Wanderweg liegen verschiedene Caches versteckt, zeigt dir deine App an. „Traditional“, „Multicache“, „Rätsel“, „Nanocache“… du grübelst. Die Auswahl ist groß, aber eigentlich nicht so schwierig, wie es sich anhört.
Der „Traditional“: Die veröffentlichten GPS-Koordinaten zeigen an, wo der Schatz versteckt ist – wie schon Ulmer es tat.
Der„Multicache“: Via GPS-Koordinaten wird ein Startpunkt angegeben. Über mehrere Stationen und Aufgaben wirst du zum Ziel geleitet.
Der Mystery- oder Rätselcache: Um den Schatz zu heben, musst du seine Koordinaten vorerst über ein Rätsel lösen. Die angegebenen GPS-Koordinaten haben nur bedingt mit der Lage des Schatzes zu tun. Sie dienen der Orientierung, sie sollten einen Ort nicht mehr als drei Kilometer vom Schatz entfernt anzeigen.
Hast du den Schatz oder Cache gefunden, nimmst du einen Gegenstand hinaus und legst einen neuen hinein. Außerdem enthält er ein Logbuch. Mit Stift und deinem eigenem mitgebrachten Stempel trägst du dort ein, dass du den Schatz gefunden hast. Manche Schätze enthalten selber Stempel. Damit bestätigst du deinen Fund in deinem eigenen Logbuch, in dem du alle Schätze, die du gefunden hast hineinschreibst. Auch die Apps bieten die Möglichkeit, deinen Cache zu „loggen“. Klickst du an, dass du den Schatz gefunden hast, wird dies gespeichert. Du darfst Kommentare abgeben, ob die Suche dir gefallen hat, ob der Schatz geklaut wurde, ob… Aufpassen musst du mit „Muggels“, das sind uneingeweihte Spaziergänger oder ähnliches. Du solltest möglichst unauffällig deinen Schatz heben, damit der nächste ihn nicht entwendet.
Die Größe ist entscheidend
Auf der Suche nach dem geeigneten Cache für deine Wanderung, findest du weitere Begriffe: „Mikrocache“, „Nanocache“, „XS“,… Sie sagen dir etwas über die Größe des gesuchten Schatzes. Es dient der Orientierung, was du überhaupt suchst.
- Der Nanocache: Klitzekleine Schätze, in denen gerade mal so ein Logstreifen hineinpasst. Zum Beispiel Magnete, kleinste Behältnisse oder Schrauben
- Der Microcache = XS: Behältnisse bis 100 ml
- Der Small = S: Behältnisse von 100 ml bis 1l, zum Beispiel Gefrierdosen, Filmdosen
- Der Regular = M: Behältnisse von 1l bis 20l, zum Beispiel, zum Beispiel größere Holzkisten wie Munitionskisten
- Der Large = L: Behältnisse größer als 20l, das kann auch mal ein Schrank sein
Was nimmst du mit zum Geocaching?
Da nun die Vokabeln geklärt sind, entscheidest du dich für einen Traditional, Größe S. „Klettercatche, der eigentlich relativ niedrig ist“, steht dabei. Optimal, denkst du, für deine Kinder ein bisschen was zum Klettern. Dem Abenteuer steht nichts mehr im Weg. Ein weiterer Traditional Größe XS liegt ebenfalls auf dem Weg. Jetzt heißt es Tasche packen:
- Dein Handy oder ein GPS-Gerät mit den Koordinaten des Schatzes
- Einen Stift zum Loggen
- Einen Stempel mit Stempelkissen zum Loggen
- Einen Tauschgegenstand: Murmel, Stein, Figur, nichts teures, aber schön sollte es sein
- Verpflegung
Auf der Suche nach dem Cache
Endlich geht los: Handy an. App auf. Start! Der Kompass auf deinem Bildschirm weist dir und deiner Familie die Richtung! Zwei Kilometer bis zum Ziel, ein Kilometer … Jeder will mal das Handy halten – Pardon, den „Kompass“. Zuerst lauft ihr einen Weg entlang, dann geht es in den Wald. „523m“ – Ihr kommt näher! Jetzt sind es nur noch 50m. Ihr findet keinen Weg in der angegebenen Richtung. Ein Bach plätschert leise dahin zwischen euch und eurem Ziel. Dein großer Sohn zeigt auf einen Baumstamm, der über den Bach führt… „Sind wir hier richtig?“ fragst du dich, während du mit dem Kurzen auf die andere Seite balancierst. Frau und kleiner Sohn halten die Stellung drüben. 40m, 30m, 20m und … Ihr steht vor einem Zaun, höher als du groß bist! Über den Zaun klettern, war sicherlich nicht mit „Klettercache“ gemeint.
Ihr geht zurück. An einer anderen Stelle wechselt ihr durch ein Tor auf die andere Seite des Zaunes. Zweiter Versuch: 50m, 30m, 20m Matsche, Bach und wieder Zaun. Durch die Bäume blitzt ein blauer Kasten an einem Baumstamm auf. Allerdings so hoch, dass ihr ohne Leiter oder Seil nicht daran kommen würdet: Schatz gefunden, aber nicht geborgen. Enttäuschung macht sich breit. Eines hast du übersehen bei deiner Planung: „Terrain 5“! Es gibt nicht nur einen Hinweis über die Größe des Caches sondern auch über die Schwierigkeit des Suchens (Difficulty) und die Lage des Schatzes (Terrain).
Schwierigkeit/Difficulty:
- 1 = leicht: gut zu sehen, auch für Anfänger
- 2 = mittelmäßig: etwas versteckt, man kann schon mal eine halbe Stunde suchen
- 3 = herausfordernd: gut versteckt, auch Geübte suchen und grübeln mal einen halben Tag
- 4 = schwierig: sehr gut versteckt, mehrere Anläufe notwendig (Spezielles Können oder Wissen nötig, um den Schatz zu heben.)
- 5 = sehr schwierig: supergut versteckt, mehrere Tage und spezielle Fertigkeiten nötig
Terrain:
- 1 = leicht: behinderten- und kinderwagengerecht
- 2 = mittelmäßig: gut zugänglich, Weglänge bis 3 km
- 3 = herausfordernd: unwegsam mit Passagen zum Kriechen und Klettern, Weglänge über 3 km
- 4 = schwierig: ohne Wege, mühsam und schmutzig, mit Passagen zum Robben und schwierigem Klettern, lange Wanderungen
- 5 = sehr schwierig: Nur mit Spezialausrüstung machbar wie Boot, Tauch- oder Kletterausrüstung und Erfahrung mit diesen
Zweiter Versuch: Das Glück des Tüchtigen
Es gibt auf deinem Wanderweg noch den zweiten Cache. Du liest genau nach. So etwas wie eben, soll dir nicht noch einmal passieren. Schwierigkeit: 1,5; Terrain: 2,0; Größe: S
Na, das sollte doch zu schaffen sein. Zur Sicherheit schaust du in den Kommentaren nach: Irgendetwas zu beachten? Ist der Cache gerade gestohlen? Nein!
Es geht weiter – mit neuem Mut. Und zu deiner Überraschung ist kein Kind am Maulen. Sie laufen durch den Wald, springen über Äste und Baumstämme – immer dem Zeiger des Kompass nach. Wer ist der erste? Wer findet den Schatz? 325 m, 175 m, 56 m … ihr seid dem Ziel ganz nah! 10 m: Zeit, genauer hinzusehen. (GPS ist auf 10 m genau, das sollte man beim Geocaching beachten. Da hilft auch kein GPS-Gerät, es ist eine technische Abweichung.) Dein Kurzer hebt einen Stock vom Boden auf, streift durch den Wald an Baumstümpfen und umgefallenen Bäumen vorbei.
Du schaust dich um, wo würdest du hier einen Schatz verstecken? Lieber oben am Baumstamm, an einem niedrigen Ast oder doch lieber unten an einer Wurzel?
„Ich hab` ihn!“ Ein Schrei unterbricht deine Gedanken. Du rennst zu deinem Sohn, Tatsächlich: In einem Baumstumpf liegt eine kleine Plastikdose. Auf seinem Streifzug hat der Bursche zufällig mit seinem Stock den Deckel des Verstecks weggestoßen – ein größeres Stück Baumrinde. Nie hättest du dort gesucht. Langsam holt ihr den Schatz aus dem Baumstumpf heraus.
Klack … klack, klack… klack! Die Dose öffnet sich. Zwei Paar Kinderaugen starren hinein. Zwei Paar Kinderhände streiten sich um das Vorrecht des Inhalts. Eine Murmel, ein Astronaut und ein Flugdingens aus einem Überrsschungsei. Zu Hause völlig uninteressant, doch hier der Hit! Du hast schon oft davon gehört – und heute hast du es ausprobiert: Geocaching!
Ihr tauscht: Bügelperlenhase gegen Astronaut. Ihr tragt Euch in das beiliegende Logbuch ein. Mit eurem Stempel bestätigt ihr den Fund. Leider gibt es keinen Stempel für euer Logbuch. Ihr schließt die Dose und versteckt sie genau so, wie ihr sie gefunden habt: Im Baumstumpf, die Baumrinde oben drauf. Zu guter Letzt loggst du den Schatz in deiner App: Euer erster Cache gefunden und geborgen! Zufrieden geht es heimwärts. Fragst du dich immer noch: „Wie funktioniert Geocaching?“
Hast du noch mehr erklärungsbedarf? Versuche es hier beim BergzeitMagazin!
Quellen:
Gründel & Lipka: Geocaching III Voll im Bilde beim GPS-Abenteuer, Conrad Stein Verlag, Welver 2016
Mein Geocaching-Erlebniss im Frankfurter Stadtwald
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